Moos = Einzigartig

Moos in der Natur – Herkunft, Arten und Wissenswertes

Samtig-grüne Pracht mit langer Geschichte: Moos

Die dicken grünen Teppiche oder Polster, die sich an schattigen, ein wenig feuchten Stellen unter Bäumen und im Garten bilden, gehören zu Pflanzen, die auch an unwirtlichen Orten gedeihen – den Moosen. Die wohl ältesten Landpflanzen überhaupt sind gerade aufgrund ihrer einfachen Beschaffenheit so erfolgreich. Moose haben nicht einmal ein Wurzelwerk und nehmen ihren Wasser- und Nährstoffbedarf aus der Luft auf. Die üppigen Moospolster können Wasser speichern, die Luft reinigen und sind zum Teil sogar als Heilpflanzen gefragt. Als Moosbilder bereichern sie Räume mit ihrer einzigartigen Ausstrahlung.

Wo Moose wachsen

Da Moose es gern feucht haben, wachsen sie besonders gut nah am Wasser. Aber manche Arten sind echte Überlebenskünstler und können sogar die seltenen Regen- und Taufälle in Wüstengebieten nutzen, um dort zu gedeihen. Ihr Erfolgsrezept ist der Mangel an Komplexität. Moos mag so aussehen, als ob es Wurzeln, Blätter und sogar Blüten ausbildet, doch der Schein trügt. Die Pflänzchen halten sich lediglich mit feinen Rhizoiden auf dem Untergrund. Die reichen nicht aus, dass das Moos darüber seinen Wasserbedarf deckt.

Das tun Moose über ihre „Blätter“. So gelangt die Flüssigkeit gleich dorthin, wo sie benötigt wird, denn auch ein Adernetz fehlt den einfachen Überlebenskünstlern. Aufgrund ihres schlichten Bauplans werden Moose auch nicht groß, sondern gedeihen als niedrige Bodendecker. Wo sie günstige Lebensbedingungen vorfinden, bilden sich üppige Teppiche oder weiche, rundliche Polster. In Deutschland ist dies meist in Wäldern der Fall.

Woher kommen Moose?

Moose werden von der Forschung als die ältesten Landpflanzen betrachtet. Fossiles Moos findet sich erstmals in einem Zeitraum vor ungefähr 450 Millionen Jahren und geht auf Algen zurück. Im Erdaltertum hat sich das Moos bereits in die drei noch heute vorhandenen Linien aufgeteilt, nämlich:

Hornmoose

sind frostempfindlich und damit in Mitteleuropa im Allgemeinen einjährig. Sie können aber im Boden eine Sporenbank aufbauen und so mehrere Jahre überleben

Lebermoose

Sie ist neben den Horn- und Laubmoosen die artenreichste der drei Moosgruppen. Lebermoos besitzt keine Wurzeln und wird oft von anderen Gewächsen überwuchert.

Laubmoose

sind die mit Abstand artenreichste Abteilung innerhalb der riesigen Familie der Moospflanzen. Mit bis zu 15.000 Arten.

Zu ihnen gehören die derzeit bekannten ca. 16.000 verschiedenen Arten von Moos. 1121 von ihnen waren ursprünglich in Deutschland beheimatet, allerdings sind 54 Arten inzwischen ausgestorben und weitere sind vom Aussterben bedroht. Über 300 Arten gelten als gefährdet oder stark gefährdet. Dabei sind die Pflanzen eigentlich sehr anspruchslos. Glücklicherweise werden die ästhetischen und gesundheitlichen Effekte, die Moospolster unzweifelhaft aufweisen, gerade (wieder)entdeckt. Waldmoos und auch die attraktiven Polster des Kugelmooses eignen sich besonders gut dazu, als lebende Pflanzen oder in natürlich konservierter Form das Ambiente zu bereichern.

Formen und Farben

Es gibt drei verschiedene Gattungen bei den Moosen – und innerhalb dieser Gattungen jeweils unzählige Arten. Alle Abstufungen von Grün sind vertreten, doch im Einzelfall können Moosteppiche eine leuchtende Farbenpracht aufweisen, die über Gelb- und Grüntöne bis zu leuchtendem Blau und Violett reicht, beispielsweise beim Islandmoos. Die heimischen Pflanzen in deutschen Wäldern bilden weiche Teppiche, wie sie auch in Japan zur Gestaltung von Gärten geschätzt werden. Formen sich aus dem Waldmoos abgerundete, halbkugelige Polster, spricht man gern von Polstermoos. Die Pflanzenkunde unterscheidet Moose allerdings in drei Gattungen oder Linien.

Hornmoos

Hornmoose sind eine relativ kleine, eigenständige Gruppe, zu der lediglich rund 50 Arten gehören. Forscher führen sie auf Grünalgen zurück. In Deutschland kommen die nur millimeterhohen kleinen Pflänzchen kaum vor, denn Hornmoose sind in den Tropen beheimatet.

Lebermoos

Die Lebermoose ist eine Gattung mit rund 10.000 Unterarten, die sehr unterschiedliche Erscheinungsbilder aufweisen. Klassifiziert werden sie durch botanische Merkmale, die der ungeschulte Beobachter nicht erfasst. Die Gattung verdankt ihren Namen der Verwendung als Heilpflanze schon im Mittelalter, bevorzugt bei der Behandlung von Lebererkrankungen.

Lebermoose bilden fast nie „Blättchen“ aus, sondern eher fadenähnliche Auswüchse, den sogenannten Thallus. Die eher seltenen beblätterten Arten bringen rundliche Blätter hervor, die meist keine Mittelrippe aufweisen.

Im häuslichen Garten finden sich vor allem

  • Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha)
  • zweizähniges Kammkelchmoos (Lophocolea bidentata)
  • zartes Lebermoos (Monosolenium tenerum)

Lebermoosextrakt findet zunehmend Anwendung im ökologischen Gartenbau. Wie Forscher herausfanden, wirkt es auf nachhaltige Weise gegen die Infektion von Nutz- und Zierpflanzen mit Pilzen.

Laubmoos

Laubmoose bilden deutliche Blätter aus und stellen die meisten Moosarten in Deutschland. Sie gelten als die älteste Gattung der Moose und zugleich mit mehr als 15.000 Arten als größte Gruppe. Dank der deutlich sichtbaren Blättchen und Sprossen sehen Laubmoose auch für den Laien eindeutig nach einer „richtigen“ Pflanze aus. Zu den Laubmoosen gehören bekannte Arten wie

  • Torfmoose (Sphagnidae)
  • vielfrüchtiges Leskemoos (Leskea polycarpa)
  • sparriger Runzelbruder (Rhytidiadelphus squarrosus)

Während Torfmoose wegen ihrer üppigen grünen Teppiche ebenso geschätzt werden wie für den aus ihnen entstandenen Torf, gilt der „Runzelbruder“ als Unkraut, das Rasenflächen schnell erobert und verfilzt. Die weichen Laubmoose, die oft als „Waldmoos“ bezeichnet werden, wurden getrocknet früher als Füllung für Kissen und Polster geschätzt – unter anderem wegen ihres Duftes.

Beliebtes Laubmoos: Das Polstermoos

Das Polstermoos heißt botanisch Grimmia pulvinata und gehört zu den Laubmoosen. Nicht nur in Wäldern, auch in Stadtgebieten wird es schnell heimisch. Die kompakten, weichen Mooskissen sind resistent und halten auch Trockenzeiten aus. Sie bestehen aus spiralig wachsenden, lanzettförmigen Blättern mit leicht abgerundeter Spitze. Zur „Blütezeit“ bilden sich wenige Millimeter lange sogenannte Sporophyten aus.

Gar kein Moos: Islandmoos

Das wegen seiner leuchtenden Farben beliebte Islandmoos ist gar keine Moospflanze, sondern eine polsterförmig wachsende Strauchflechte. Die Flechte kommt europaweit vor, ist jedoch nur im hohen Norden sehr weit verbreitet – daher der Name. Die Pflanze liebt Moore und Tundren. Im südlichen Europa findet sich Islandmoos im Alpenraum, aber auch dort nur in größeren Höhen. Neben seiner dekorativen Wirkung ist Islandmoos als Naturheilmittel bekannt. Es wirkt reizlindernd und kräftigend auf die Schleimhäute in Mund und Rachen, bekämpft Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut, hilft bei Brechreiz, steigert den Appetit und hat eine allgemein belebende und kräftigende, leicht antibakterielle Wirkung.